Die letzten Segeltage und die Rückkehr

Irgendwann ist jede Reise einmal zu Ende. Nach unserem Aufenthalt in Vasahamn im Zentrum von Stockholm haben Oli, Pinguini und ich noch Dagerby und Nynäshamn besucht. Die beiden Segeltage waren – der Länge und Windstärke wegen – sehr schöne aber auch anstrengende Tage. Wir hatten meist 4-5 Beaufort und Böen um 6, so dass das 2. Reff im Gross und eine um 1/3 bzw. 1/2 eingerollte Genua nötig waren. Zudem verlängerten sich die Tagesetappen, durch das Aufkreuzen im Schärenfahrwasser, so dass die Tage komplett gefüllt waren. Eines der Highlights war eine echt enge Engstelle, an der wir teilweise nur 2,8m Tiefe hatten und es rechts und links schnell weniger Tief wurde. Hier war Präzision am Steuer gefragt 🙂

In Nynäshamn ist Oli dann von Bord gegangen und mit einigen Zwischenhalten zurück in die Schweiz gereist. Ich habe dort begonnen, einen Winterlagerplatz zu suchen. Es war gar nicht so einfach, aber letztlich hat mir die “Torö Varf AB” auf Torö zugesagt. Ergo hab ich geputzt, ein letztes mal gewaschen und bin dann die letzten 10sm nach Torö gesegelt. Das Ausräumen am letzten Tag, war dann nochmal richtig anstrengend und zeitintensiv, da es ein Regentag war. Ergo entfällt der Platz an Deck und man beugt die verschiedenen Stapel hin und her.

Damit ist meine 3 monatige Reise nach etwas mehr als 1300 geplanten und sicher 1500 gesegelten Seemeilen zu Ende. Der Abschied von Pinguini war etwas schwermütig, denn immerhin hat mich das Schiff sehr lange begleitet und sicher ans Ziel gebracht. Nun ich hab mich ordentlich verabschiedet und nach einer Nacht im Jumbo Hotel in Arlanda, bin ich seit 15 Tagen zurück an Land.

Die ersten Tage an Land waren durch den 80ten Geburtstag von Vater bestimmt, den wir in der Sonne Post in Waldau verbracht haben und mit dem Sängerfest im Hirschen ausklingen liessen. Sängerfest deswegen, da Vater die Sänger vom Oberbaldinger Chor zum Abendessen in den Hirschen eingeladen hat.

Die 15 Aufwärmtage an Land haben die Seebeine schrumpfen lassen. Jetzt freue ich mich auf die neuen Herausforderungen bei der Arbeit für die ti&m und Ihre Kunden. Natürlich beginne ich auch mit der Planung für die nächste Saison auf eigenenm Kiel.

Geniesst die letzten Bilder, Euer Harald…

Von Mariehamn in die Stockholmer Schären

In Mariehamn gab es einige Ruhetage an denen ich Wäsche gewaschen, Betten frisch bezogen, nicht benötigtes Heim geschickt und das Schiff geputzt habe. Dies war insbesondere nötig, da 3 Wochen auf den Schiff doch einiges an Wäsche und Staub anfällt. Auch die im Hafenwasse hängenden Leinen hinterlassen auf Deck ein paar Spuren. Und letztlich ist auf 10 qm auch Platz zu schaffen wenn ein Gast an Bord kommt.

Mein Gast Oli ist dann am Dienstag in Mariehamn für 2 Wochen an Bord gekommen. Unser Ziel von Finnland in die Stockholmer Schären zu segeln, ist mit dem Erreichen von Vaxholm, das ist 18 km vor dem Stadthafen, in Erfüllung gegangen. Obwohl wir noch eine weitere Woche, in den Süden der Schären vordringen, sollen hier die ersten Bilder gezeigt werden. Einfach nur schön!

Die finnischen Schären – Natur pur

Die Reise von Helsinki nach Mariehamn führte durch das Schärenmeer. Dieser Teil Finnlands hat tausende Inseln – eben die Schären. Die Bevölkerungsdichte ist, wie in dem verknüpften Wikipedia Artikel beschrieben, eher gering. Jedenfalls fährt man an vielen unbewohnten Inseln vorbei, die aber durchaus über nette Ankerplätze oder Badebuchten verfügen. Die Fahrt durch diese tausenden Inseln beding natürlich einer Auswahl und so habe ich bereits im Winter 2018 mit dem iSailor Programm für das iPad Orte auf der Route von Ost nach West ausgesucht, die aus meiner Sicht gut zu erreichen sind. Gut zu erreichen meint in diesem Fall, dass die Navigation nicht überfordert. In Helsinki und auch in Hanko, aber auch durch meinen Seglerkontakt Peter, habe ich diese Planung fast komplett über den Haufen geworfen. Die Tipps, welche mir jeweils gegeben wurden haben sich gelohnt und so haben Pinguini und ich einfach andere Schären angesteuert 🙂

So führte die tatsächliche Route über Stora Svarto, Jussarö, Hanko, Byholmen, Kasnäs, Bergholm, Liuggarsholm bzw. Kumlinge, Dagerby nach Mariehamn.

Um auch wirklich jede Sauna in den Häfen zu nutzen 😉 war es unbedingt nötig, diese Route im “slow mode” zurückzulegen. Ergo folgte jedem Fahrtag ein Badetag! Eine echt gute Entscheidung. Nicht jeder der angesteuerten Stege bot Strom oder Wasser, aber doch einige. Wichtig für alle, die eine ähnliche Reise planen, ist, die Tage ohne Versorgung (Strom, Gas, Wasser, Diesel, Lebensmittel) mit denen abzuwechseln, an denen man bunkern bzw. sich versorgen kann. Für Pinguini habe ich gelernt, den Kühlschrank über Nacht abzuschalten. In der Nacht ist die Temperatur am 60. Breitengrad ohnehin meist unter 18 Grad. Zudem wird es wohl nötig sein eine Solarzelle am Schiff nachzurüsten, um die Akkus voll zu behalten.

Ungewohnt, aber nach einer gewissen Lernkurve beherschbar, sind die Hafenmanöver mit Heckboje. Bei diesen fährt man mit langsamer Geschwindigkeit an einer im Wasser verankerten Heckboje vorbei und hakt einen Bojenhaken ein, an dem eine Festmacherleine befestigt ist. Ist das Schiff vorne am Steg muss der Einhandsegler nach vorne um die Frontleinen zu befestigen. Glücklicher Weise hat man dabei oft helfende Hände am Steg und die Helfer nehmen die vorbereiteten Leinen bereits vom Bugkorb während man noch den Gang heraus nimmt. Seitenwinde sind bei diesem Manöver eher tückisch, da man etwas mehr Fahrt im Schiff benötigt. Ist die Heckleine zu kurz, driftet das Schiff sofort in die Richtung, an der die Leine befestigt ist. Dann bleibt nur noch zurücksetzen, Leine verlängern und neu anfahren. In Hanko, war der Abstand von Boje und Steg so gross, dass ich ähnlich wie in Ventspils drei Heckleinen ca. 36 m benötigt habe. Die Finnen lösen das Problem mit der langen Heckleine durch eine Rolle mit Gurtband am Heck, die sich selbsttätig abwickelt. Leider kann man nicht für jede Anlegervariante optimal ausgerüstet sein, so dass meine Ausstattung nur mit einem Bojenhaken ergänzt wurde.

Ich wünsche Euch jetzt viel Spass beim schauen der Bilder von Natur pur!

Der nordöstlichste Punkt der Reise Helsinki

Für die Überfahrt nach Tallinn hatte ich ja Pawel als Gast. Also haben wir um 10:30 Uhr die Leinen gelöst und recht schnell beide Segel gesetzt um in der Bucht von Tallinn den aufkommenden Wind zu nutzen. Der Wind kam aus Nordost und damit fast von vorne. Ergo haben wir den Kurs so gefahren, dass wir mit 4 Knoten voran gekommen sind. Um 21:00 Uhr haben wir dann im Hafen Norrahamnen von Helsinki fest gemacht und danach gut geschlafen.

Helsinki ist die Hauptstadt Finnlands und damit stark frequentiert. Alle Sehenswürdigkeiten sind mit dem Bordfahrrad in max. 20 min zu erreichen. Lediglich die Festungsinsel im Süden muss man mir der Fähre anfahren. Auch der Freizeitpark im Nordwesten ist etwas weiter. Dieser hat mich wegen Sea Life gelockt, wobei sich meine Begeisterung in Grenzen hällt. Generell hat mit Helsinki sehr gut gefallen, wobei ich anmerken muss, dass es nicht so schön ist wie Tallinn.

Interessant ist, dass die eScooter welche mit Akku und Antrieb ausgestattet sind, in Helsinki gleich von drei Firmen angeboten werden. Ich habe sehr viele Leute gesehen, die mit so einem Roller durch die Stadt gefahren sind und dabei aktiv CO2 gespart haben. Ich bin dann nach dem Download der Apps, doch bei meinem Klapprad geblieben und hab mich mit Muskelkraft duch die Stadt gefahren. Dies lag an dem dann doch recht ordentlichen Preis von 1€ + 0,3€ je Minute. Ich habe dann überschlagen: Wenn ich 10 Sehenswürdigkeiten anfahre und dazu jeweils 10 min benötige, dann hab ich, da es 10 Vermietungen sind, 40€ ausgegeben. Dies war dem Schwaben dann doch zuviel 🙂

Der Besuch von Tallinn

Nach einem Besichtungstag in Haapsalu, war guter Wind aus Nordwest. Ein guter 3er ermöglichte zunächst einen Kurs von 5 Grad. Da dieser uns nicht nach Tallin gebracht hätte, bin ich weit hinaus bis zum Verkehrstrennungsgebiet für Tallinn und St. Petersburg gesegelt um dann mit 100 Grad näher Richtung Tallin zu kommen. Der bessere Wendewinkel – gegenüber den Vorjahren – wurde ganz klar durch die kleinere 110er Genua von der Tuchwerkstatt ermöglicht. Schön, dass am Nachmittag bei der zweiten Kreuz der Wind auf einen 4er aufgefrischt ist und ich Pinguini bis auf 6,5 Knoten über Grund beschleunigen konnte.

Alles Kreuzen muss aber auch ein Ende finden, wenn das Ziel noch weit ostwärts liegt. Wobei der gewählte Kurs, mit beiden Segeln in Halbwindstellung, den Motor auf niedriger Drehzahl gehalten hat. Alles in allem sind wir dann um 21:00 Uhr in der Old City Marina von Tallinn angekommen. Diese liegt so zentral, dass es nur wenige Schritte zur Altstadt sind. Der Name ist also nicht nur Marketing.

Am Abend so gegen 23:00 klopfte es dann am Boot und Peter stellte sich mit einem Lächeln vor. Peter war der einzige, der sich auf mein Inserat in der Yacht gemeldet hat. Er ist zwei Wochen später als ich in Schleimünde gestartet und ist ebenfalls Einhand um die Ostsee unterwegs. Seine Hanseat läuft etwas schneller als Pinguini und so war klar, dass er mich früher oder später einholen wird. Er selbst hatte sich dass Ziel gesetzt, dies in Tallin zu tun. Es hat mich sehr gefreut die Tage in Tallinn mit Ihm zu verbringen. Leider hat er Helsinki ausgelassen und ist direkt nach Hanko in die Schären gesegelt. Er ist somit jetzt bereits weit vor mir.

Die Besichtigung von Tallinn musste jedoch noch einen Tag warten, da mir ein Tag Reparatur des Windmessers bevorstand. Der Windmesser hat von Beginn der Reise an nicht funktioniert und mit dem Support des Herstellers waren wir zu dem Schluss gekommen, dass es der Konverter des analogen Signals vom Sensor zum NMEA 2000 Bus sein musste. Deswegen hat mir Ivar vom Raymarine Händler der Stadt einen neuen Konverter für 260 € gebracht. Da trotz des neuen Konverters keine Verbesserung zu sehen war, habe ich danach die Spannungen am Konverter ohne Anschlüsse 8V, mit denen am Mastfuss mit angeschlossenem Sensor verglichen. Da hier 0V gemessen wurden, konnte es das Kabel im Mast sein oder der Sensor selbst. Nachdem mir dann Kerstin und Wolfgang von der Frl. Smilla geholfen haben, den Sensor am Masttop abzuschrauben und immer noch 0V gemessen wurden, war klar, es musste das Kabel sein. Und siehe da in einem der vorangegangenen Winterlager muss ein besonders begabter Techniker das Kabel angestochen haben, um es durch den Schwanenhals zu ziehen. Herzlich Dank lieber Techniker! Aber alles hatte sein gutes Ende. Ivar hat den Konverter zurückgenommen und wird den schweizer Käse und Wein, den er nach der Reise bekommt, sicher geniessen. Jedenfalls hat er gesagt er liebe den Schweizer Käse, da es der beste der Welt sei.

Die Besichtigung von Tallinn war dann wieder ein absolutes Highlight. Die Stadt ist durch Häuser aus der Hansezeit und eine Mittelalterliche Burg sowie eine Festungsanlage geprägt. Geniesst die Bilder:

Eine schöne Geschichte gibt es noch anzumerken. Am Gate des Hafens, hat mich Pawel – ein Backpacker aus Polen – angesprochen. Es hat sich selbst als Sailboat Hiker vorgestellt und mich gefragt, ob ich nach Helsinki fahre. Ich kannte diesen Begriff bis dahin nicht, aber Pawel war sympatisch und so habe ich ihm eine Koje für zwei Nächte gegeben und die Überfahrt nach Helsinki ermöglicht. Da sein Buget eher klein war und die Reise wohl schon einige Monate gedauert hat, hatte er einen gesunden Appetit 🙂 Als Dankeschön hat er mir dann bei der Montage des neuen Schlauchboots und der Bettwäsche in Helsinki geholfen. Ich wünsche Pawel alles gute bei seiner Reise zum Nordkap.

Der Weg von Riga nach Haapsalu

Die Besichtigung von Riga war einer der Höhepunkte der Reise. Leider folgen auf Höhepunkte manchmal auch Tiefpunkte. Am Morgen des 04.07.2019 regnete es noch ein wenig und leichte Sturmböen zogen über den Hafen. Also hab ich das Wetter gecheckt und bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein kleines Wetterfenster gibt um nach Salacgriva zu kommen. Danach war erneut Sturm mit Orkanböen aus Nordost angesagt. Das Segeln verlief gut, aber schon auf dem Weg, wurde über Funk und über das DSC eine “navigational Warning” an alle Schiffe gesendet. Als ich gegen Mitternacht am Ziel angekommen bin, war der Wind bereits so stark, dass kein Anlegen am Steg möglich war. Also hab ich hinter einem Fischer an der grossen Pier festgemacht. Diese Pier ist aber mit grossen schwarzen Gummipuffern abgedeckt, so dass die Fender – obwohl quer genommen – zwischen die Puffer gerutscht sind. Da der Wind aus Nordwest kam und der Hafen nach West offen ist, gab es auch eine entsprechend unruhige Nacht, welche mit einem schwarz gestreiften Schiffsrumpf endete. Am nächsten Morgen konnte ich zwar zum Steg umlegen, aber dieser bewegte sich mit den Wellen so stark, dass das Schiff unruhig in die Leinen eingerückt ist. Im Verlauf des Nachmittags und in der Nacht hat der Sturm mit Orkanböen dann seinen Höhepunkt erreicht. Somit war auch in dieser Nacht kein guter Schlaf zu erwarten. Ja, ich hatte richtig Angst um Pinguini. Gut nur, dass neben mir Hedi und Markus aus Helsinki gelegen haben, die mit Ihrem wunderschönen Holzboot unterwegs waren. Beide haben mich zum Kaffee eingeladen und später sind wir noch in ein gemütliches Restaurant gegangen um das einrücken in die Leinen nicht mehr zu hören.

Zum Glück hat jeder Strurm ein Ende und so war am Abend des zweiten Tages abzusehen, dass der Wind um 20:00 Uhr nachlässt und gegen Morgen komplett einschläft. Also haben wir beschlossen die Leinen zu lösen und den Segelwind über Nacht zu nutzen. Ich nach Norden nach Pärnu und die beiden Richtung Süden nach Riga. Die Segelnacht war dann perfekt und beim erreichen des 58. Breitengrads wurde es auch nicht mehr richtig dunkel. Die ganze Nacht war der Horizont Glutrot.

In Pärnu festgemacht hab ich um 7:00 Uhr und dort die folgenden 4 Tage verbracht. Zwei Vorleinen waren durchgescheuert und mussten ersetzt werden. Und auch sonst gab es ein paar Dinge zu reparieren bzw. zu ergänzen. Meine Segelhose wurde von einem sehr netten Herrenschneider genäht und im Segelladen im Hafen gab es alles was benötigt wurde.

Von Pärnu aus, ging es dann auf die Insel Kihnu (Kichnu gesprochen) und am nächsten Tag sofort weiter nach Kiuvastu, wo ich einen schönen sonnigen Hafentag mit kleinem Fahrradausflug verbringen durfte. Von Kiuvastu bin ich dann am Sonntag den 14.07.2019 nach Haapsalu gesegelt. Haapsalu ist eine kleine Stadt mit mittelalterlicher Burganlage und schön zu besichtigen. Auf dem Weg nach Haapsalu, war ich beim Zieleinlauf der grössten Regatta des Baltikums, mit 120 Schiffen, dabei. Nur hat auf dem Zielschiff keiner für mich gehupt, was wohl daran lag, dass ich nicht als Teilnehmer gemeldet war 😉 Der Abend wurde dann eng im Hafen, liegen im Päckchen war angesagt. Die Nachbarcrew hat mich dann auch zum Apéro mit Weisswein, Salami und Oliven eingeladen. Ein schöner Abend!

Ich hoffe die Bilder gefallen Euch…

Riga liegt im Kielwasser

Meinen letzten Beitrag habe ich mit dem Bericht über einen Sturm in Roja abgeschlossen. Auf diesen folgte ein schöner Segeltag, mit 15 Knoten Wind aus achterlicher Richtung – also Nordwest. Das Ziel dieses Segeltags ist nicht unbedingt eine Reise wert, aber Mersrags bietet zumindest einen brauchbaren Hafen und die notwendigen Versorgungsmöglichkeiten. Leider folgt auf Wind auch Flaute. So kam es, dass ich und die mich begleitenden Segler Jan und Harm Jan von der Super Nova, 2 Tage im Ort bleiben durften.

Interessant war in Mersrags auch das zusammentreffen mit einem 78 järigen Segler, der seinen 3. Eigenbau segelt. Er hat uns bezüglich Fitness und Erfindungsreichtum schwer beeindruckt.

Von Mersrags aus ging es dann wiederum mit achterlichem Wind diesmal mit 20 Knoten nach Riga. Diese Stadt zu besichtigen, und damit den Weg hinunter in die Bucht von Riga zu wagen, hat sich vollumfänglich gelohnt. Riga ist auch so eine Ostseeperle. Natürlich ist Riga sehr beliebt, so dass jeden Tag 2 Kreuzfahtschiffe im Hafen anlegen und die Passagiere die Stadt fluten. Entsprechend gross ist das Bewirtungsangebot im Zentrum. Seht selbst wie schön die Stadt ist:

Auf dem Weg nach Riga

Nach dem Besuch von Klaipeda ging die Reise weiter über Liepaja, Pavilosta, Ventspils nach Roja. Von Roja aus sind es noch zwei Tagesetappen bis nach Riga. Dennoch möchte ich heute die letzten Stationen der Reise beschreiben, da ich hier in Roja einen Sturm mit 35 Knoten vorbei ziehen lassen muss.

Die Bilder hab ich diesmal für die einzelnen Orte separiert, so dass die Leser es besser zuordnen können.

Liepaja (Libau), war die erste Station in Lettland. Es liegt im Südwesten von Lettland und trotz der rund 80 Tausend Einwohner wird es von diesen selbst als Dorf bezeichnet. Der Hafen liegt etwas Flusseinwärts vor einer Brücke und bietet noch nicht viel Service an. So muss man derzeit noch zum Duschen in den benachbarten Fitness Club gehen. Aber Plakate für eine Grundlegende Sanierung der Hafenanlagen sind bereits vorhanden und die Architektur Entwüfe in Hochglanz lassen hoffen. Die Altstadt ist recht schön und bietet gute moderne Einkaufmöglichkeiten. Als Besucher hat mich sehr gefreut, dass man für schöne grosse Parks Platz gelassen hat.

Nach Liepaja ging es weiter nach Pavilosta, einem sehr kleinen Ort, der seit 140 Jahren besteht. Im Hafen ist Platz für gut 10 Gastyachten und man liegt sehr idyllisch. Da der Weg von Liepaja recht lang war und wenig Wind den Motor gefordert hat, hab ich dort einen Pausentag eingelegt. Sehr interessant war, dass einige Bewohner des Ortes an dem Sonntag ein neues Wassersportgefährt getestet haben. Ich habe mich dann erkundigt und der Name des Geräts ist eFoil. So ein eFoil ist also ein kurzes Surfbord, welches durch einen elektrischen Antrieb und sog. Folis verfügt. Die Foils erzeugen bei Strömung bzw. Fahrt durchs Wasser so viel Auftrieb, dass es das ganze Bord aus dem Wasser hebt. Gesteuert wird der Antrieb über einen Funksensor am Handgelenk, wobei eine Gewichtsverlagerung für die Kurvenfahrt genutzt wird. Spannend!

Nach Pavilosta ging die Reise weiter nach Ventspils (Windau). Diese Stadt liegt im Nordwesten Lettlands und hat neben der Güterverladung eine gewisse Bedeutung beim Fährverkehr über die Ostsee. Für den Tourismus hat man den sehr schönen Strand gut zugänglich gemacht und setzt neben einem Erlebnisbad auf schöne Blumendekoration, welche als Fische oder Kühe geformt sind. Die Fortbewegung im Ort wir durch kleine dreirädrige eScooter unterstützt, so dass wenig Autos unterwegs waren.

Da sich ein Sturm angekündigt hat, wurde die ursprüngliche Reiseroute etwas angepasst und die Estländische Insel Saaremaa mit dem Ort Möntu weg gelassen. Vielmehr ging es rund um die Norspitze von Lettland hinein in die Bucht von Riga in den kleinen Ort Roja. Hie werden die nächsten beiden Tage abgewettert, so dass der Sturm sich auf dem Wasser austoben kann.

Klaipeda ist erreicht und die Bilder sind online

Am Montag den 17.06.2019 habe ich die Leinden in Gdansk gelöst und bin Richtung Klaipeda in Litauen gesegelt. Anfangs war der Wind sehr gut und ich konnte bis zum Eingang des Schiessübungsgebiets sehr gut aufkreuzen. Gegen 20:00 Uhr musste dann doch der Diesel eingeschaltet werden um genügend Fahrt zu machen. Leider kam dann kein Wind mehr, der segelbar gewesen wäre. So blieb der Jockel an bis zur Ankunft am nächsten Tag um ebenfalls 20:00 Uhr. Die Einfahrt nach Klaipeda ist geprägt vom recht hohen Verkersaufkommen mit Tankern, so dass ein Anmeldung über Kanal 09 beim Traffic Control Pflicht ist. Zudem ist die Ankunft bei der Border Control auf Kanal 73 mit Starthafen und Personenanzahl zu melden. Als die Leinen fest waren, wurde nur noch geduscht und gegessen.

Der nächste Tag, der Mittwoch den 19.06.2019 wurde dann mit der Besichtung der Stadt Klaipeda verbracht. Eine kleine Stadtrundfahrt mit einem Tourbus war hilfreich um die verstekten Ecken zu finden. Die Bilder von der Besichtigung und die der vorangegangenen Wochen sind nun auch online. Ihr findet sie hier:

Gedansk (Danzig), eine Perle der Ostsee

Der letzte Beitrag endete mit der Besichtigung von Kolberg. Von diesem kleinen wunderschönen Städtchen haben wir uns in der zweiten Törnwoche auf den Weg nach Gedansk (Danzig) gemacht. Diese Perle der Ostsee liegt südwestlich in der Danziger Bucht und ist damit fast der östlichste Punkt Polens.

In Kolberg haben wir die Crews der GREY, einer Hanse 315 und der Jolly Brise getroffen welche uns bis danzig begleitet haben. Wir haben uns sehr über die Begleitung und Gespräche gefreut und bei uns auf PINGUINI und auf der GREY auch mit einem Gläschen Wein den Abend genossen.

Zunächst will ich aber über die Schläge von Kolberg bis Danzig berichten. Beim ersten Schlag wurde der kleine, idyllisch gelegene Ort Darlowko angesteuert, der über eine moderne gut ausgebaute Marina verfügt. Im dortigen Hafenrestaurant haben wir dann zu Abend gegessen. Für mich gab es Piroggen nach polnischer Art und Barbara hat sich für den Zander entschieden. Richtig lecker!

Der nächste Schlag führte uns nach Ustka, einer kleinen Stadt, die viel vom Aktionstourismus mit Piratenschiffen und ähnlichen lebt. Leider hatte Ustka keine Marina, so dass wir am Stadtkai liegen mussten, der eher für grössere Boote mit schwarzen Gummipollern abgefendert ist. Da in das Fahrwasser Schwell stand, war es dann auch eine kurze unruhige Nacht.

Nach Ustka ging die Reise weiter nach Leba einem Ort, der durch seine Wanderdüne und den feinen Sand bekannt ist. In Leba ist die Crew der GRAY bereits am Morgen nach Danzig aufgebrochen, wo wir sie dann am Freitag wieder eingeholt haben. Wir durften unseren Autopiloten reparieren, da die Werft in Holland M4 Schrauben statt der vorgesehenen M6 Schrauben verwendet hat und uns der Umlenkhebel am Vortag abgescheert ist. Aber die Polen sind echt gute Schrauber! Und so konnte ich in einer Autowerkstatt mit Hammer und Schraubstock den Umlenkhebel richten und bei einem Baufachgeschäft die richtigen Schrauben (zumindest verzinkt) erwerben.

Um 18:00 Uhr sind wir dann bei Flaute los und wegen des ruhigen Wassers mit 4,2 Knoten gegen Danzig getuckert. Die Nacht haben wir mit 4 Stunden Schichten abwechselnd am Ruder und schlafend unter Deck verbracht. Als am Morgen in der Danziger Bucht der Wind zurück war wurde der Diesel abgeschaltet und es folgte ein wunderbarer Segelmorgen mit Sonnenaufgang und guten 5,5 Knoten Fahrt durchs Wasser.

Danzig war nun erreicht und die Einfahrt bis zur City Marina bereits ein tolles Erlebnis. Man fährt vorbei an Werften, Ladeterminals und vorbei am Festungshafen, der noch aus der Hansezeit stammt. Danzig war einst ein bedeutender Umschlagplatz für den Bernstein, welcher für Kunstwerke, Schmuck und das berühmte Bernsteinzimmer in St. Petersburg verwendet wurde bzw. wird. Entsprechend eindrucksvoll zeigt sich die Innenstadt, welche durch die einstigen Kaufmannshäuser geprägt wird.

Als Kontrast dazu ist das Tor zu der Werft anzusehen, dass bei den Streiks der Arbeiter von 1980 unter der Führung von Lech Walesa eine zentrale Bedeutung hate. Seinerzeit wurden in der Werft Ozeanriesen für den Gütertransport gebaut und die Streikenden hatten das Ziel die Wiederzulassung freier Gewerkschaften durchzusetzen, was dem sozialistischen Regime aber nicht gefiel. Ich kann mich noch gut an die Tagesschau vom August 1980 erinnern in der erstmals vondem Streik berichtet wurde. Zum positiven Ende hat sicher die Solidarität unter den Arbeitern aber auch die des Papstes Johannes Paul dem II beigetragen. Jedenfalls hat das Kriegsrecht, welches verhängt wurde nicht wie 1970 zu Toten geführt.

Am Samstag Morgen haben uns dann die Crew der GREY und die der Jolly Brise mit dem Ziel Klaipeda verlassen. Ich bin gespannt ob die die Crews erneut irgendwo treffe.

Am Sonntag den 16.06.2019 hat Barbara dann Pinguini verlassen und ist zurück geflogen. Ich werde von hier aus die Tour Einhand fortsetzen und habe mich entsprechend vorbereitet. Mein nächstes Ziel ist Klaipeda, dass wegen der Sperrung der Schiessübungsgebiete des russischen Militärs leider 137 Seemeilen und damit 46 Stunden entfernt liegt.

Die Bilder aus Danzig findet ihr hier: